Pädagogisches Konzept Kindergarten

Nach einem Streit wieder ins Gespräch kommen. Zugeben, dass man einen Fehler gemacht hat. Sich trauen, eine eigene Meinung zu haben. Aushalten, dass eigene Bedürfnisse manchmal zugunsten der Gemeinschaft hintenanstehen. Abgrenzen, wo es zu viel wird.  Hinspüren, wo es sich gut anfühlt. Kinder brauchen diese Fähigkeiten, um die Herausforderungen des Lebens zu meistern, wir brauchen Kinder mit diesen Fähigkeiten, weil sie die Zukunft prägen. Aber wie erlernen Kinder solche Werte? Die Qualität der Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern wird besser, wenn Erwachsene ihre Wertvorstellungen selbst leben. Nicht darüber reden, sondern wirklich vorleben und dadurch kindgerecht vermitteln. Im Zinnoberhaus haben Kinder die Möglichkeit, sich in einem kindgerechten Umfeld zu entwickeln, indem sie andere Kinder erleben, miteinander spielen, toben und durchaus auch streiten. Somit können sie Selbständigkeit, kognitive und vielerlei soziale Kompetenzen entwickeln.

„Pädagogik vom Kinde aus“ ist die Aufforderung zu einer Transferleistung des Erwachsenen, mit dem Ziel sich auf ein Kind und seinen eigenen Entwicklungsweg einzulassen, es dort „abzuholen“, wo es steht und durch liebevolle und hilfsbereite Begleitung in seiner Verwirklichung zu unterstützen. Die Montessori-Pädagogik ist bereits über 100 Jahre alt und gewinnt heute immer mehr an Reputation. Der Bildungs- und Erziehungsplan fordert unter anderem Integration von Kindern mit Einschränkungen und Hochbegabten. In der Montessori-Pädagogik besteht der Anspruch an ein „curriculares Konzept“, mit gemeinschaft-lichem Betreuungsangebot, das Elemente von Frühförderung, Pädagogik und Therapie in hoher Qualität zusammenfügt, seit jeher. Die Montessori-Pädagogik stellt das Kind und seine Individualität in den Mittelpunkt. Jedes Kind hat seinen persönlichen Eigenwert, Vergleiche mit Standardnormen sind nicht erwünscht.

SINNLICHES LERNEN und Erleben steht im Vordergrund. Visuelle, auditive, olfaktorische (riechen), gustatorische (schmecken) und taktile Stimulation werden durch die besonderen Montessori-Materialien, Musik, Rhythmik, Tanz und Theater oder die genussvolle Zubereitung unserer Nahrungsmittel erreicht. Erleben mit allen Sinnen gehört zum pädagogischen Alltag. Unser pädagogisches Konzept baut auf dem Bewusstsein auf, dass eine isolierte Schulung der Sinne nicht möglich ist. Es gibt zwar Phasen, in denen bestimmte Sinne dominieren, doch fortdauernde, mangelnde Stimulation einzelner Wahrnehmungskanäle führt zur Rückbildung einzelner Sinne. Montessori leitet aus dieser Beobachtung ihre Erkenntnis ab, dass der Zugang zum kindlichen Denken nicht auf abstraktem Wege, sondern grundsätzlich über die Sinne des Kindes erfolgt. Greifen und Begreifen werden zu einer Einheit im Lernprozess. Diese Sichtweise von M. Montessori ist stark beeinflusst von den Arbeiten Jean Itards und Edouard Séguins.]

Weil situatives Lernen lebensweltorientiert ist, basiert  unser pädagogisches Handlungskonzept und damit verbunden, die Rolle der Pädagogen auf den Grundsätzen des Situationsansatzes. Diese Haltung soll alle Bildungs- und Lebensbewältigungsprozesse der Kinder im Zinnoberhaus begleiten.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Pädagogik ist die INKLUSION, weshalb in jeder Gruppe Kinder mit Herausforderungen in körperlichen, geistigen und seelischen Bereichen  Aufnahme finden können. Gegenseitige Hilfestellung und Offenheit in der Gruppe dienen dazu Akzeptanz für die Verschiedenheiten aller Gruppenteilnehmer zu entwickeln. Unterschiedliche Entwicklungsvoraussetzungen können als Ausdruck ihrer jeweiligen Individualität erlebt werden, womit die ganze Gruppe um ein Vielfaches bereichert wird. Die inklusive Pädagogik soll sich nicht nur auf gemeinsame Spiel- und Lernorte beschränken, vielmehr soll sich daraus ein gemeinschaftliches Betreuungsangebot entwickeln, das Elemente von Pädagogik und Therapie zu einem „curricularen Konzept“ mit neuer Qualität zusammenfügt, um auf die individuellen Bedürfnisse aller Kinder einzugehen. Im Verständnis dieser pädagogischen Bewegung meint Inklusion das miteinander Lernen und Leben von Kindern mit Herausforderungen wie auch Kindern mit besonderen oder hohen Begabungen.

ALTERSINTEGRATION durch stundenweise GRUPPENÖFFNUNG. Unsere Gruppenräume werden täglich geöffnet, damit Kinder aller Altersstufen im freien Spiel oder Angebot zusammenkommen können. Im Vordergrund steht das „Voneinander Lernen“.  Große Kinder helfen Kleineren, vertiefen somit spielerisch ihr erworbenes Wissen, erlernen notwendige soziale Kompetenzen und werden selbstbewusst. Es ist erwiesen, dass Kinder mit unterschiedlichem Alter und unterschiedlichen Entwicklungsvoraussetzungen effektiver lernen und so wird diese Interaktion zu einem wechselseitigen Gewinn. Während der Gruppenöffnung verweilt jeweils ein Pädagoge im eigenen Gruppenraum und bietet ein spezielles Angebot zur freien Teilnahme an. Diese Angebote können je nach Alter, verschiedene Mal- und Bastelarbeiten, Bewegungsangebot, Kinderyoga oder Forschen sein. Ebenso möglich sind Singen und Musizieren oder Verkleiden.

Wir bieten zudem wöchentlich rollierend folgende Workshops an: Literaturwerkstatt, Naturwissenschaft, Haus der kleinen Forscher, Freies Bewegungsangebot mit den Hengstenberg Materialien, Kreativangebot, Kochen, und Entspannungsangebot, Psychomotorik und freie Montessori Arbeit.

Die Kleinen können mit Farben experimentieren oder kneten, verschiedene Materialien zusammenfügen und einfache Gebilde erschaffen.  Die Kinder, die an einer festen Programmvorgabe nicht teilnehmen wollen, dürfen frei spielen

 

Öffnungszeiten

Mo – Fr  08.00 – 18.00

Bringzeiten

 08.00 bis 08.45 Uhr

Abholzeiten

11.45-12.00/12.45-13.00/13.45-14.00/14.45-15.00/15.45-16.00/16.45-17.00/17.45-18.00 Uhr

Tagesablauf

08.00 – 08.45 Bringen, Spiel, Gleitendes Frühstück, Obst

09.00 Morgenkreis/Kinderkonferenz

09.30 Garten, Projekt, Spiel

10.30 Pflege/Hygiene

11.30 Mittagessen (frisch im Zinnoberhaus gekocht und 100 % Bio)

12.00  Mundhygiene/Zähneputzen/Reinigung mit Wasser

bis 12.00 – 13.30 Schlafenszeit (Geschichte lesen, ausruhen oder schlafen)

im Anschluss Pflege/Hygiene

14.30 Spiel

15.00 Brotzeit/Obst

danach Garten/Projekt/Spiel

ab 16.00/16.30  Gruppenzusammenlegung

16.00 Gemeinsame Betreuung in einer Gruppe, Abendprojekt

18.00 Ende

Eingewöhnung

Kinder, die im Kindergarten neu hinzukommen, brauchen ausreichend Zeit, um sich in dieser Situation zurechtzufinden. Eine sukzessive Ablösung von der Familie oder einer anderen Krippe hat zum Ziel, im Kindergarten neue privilegierte, soziale Beziehungen aufzubauen. Diese Situation stellt für alle Kinder eine Herausforderung dar. Von daher ist es sinnvoll, wenn ein Elternteil als „secure base (John Bowlby)8“, also als sichere Basis, während der Eingewöhnungsphase präsent ist. Ziel ist die Ablösung vom Elternteil und eine gute Integration ins Gruppengeschehen. Eine Studie hat ergeben, dass sowohl zu kurze, als auch zu lange Eingewöhnungsphasen nicht erfolgreich verlaufen. In beiden Fällen treten oft Krankheit und starke Verunsicherung in der Bindung zum Elternteil auf. Somit wird deutlich, dass bei jeder Eingewöhnungsphase mit jedem Kind unterschiedlich abgewogen werden muss, was letztlich für eine gute Begleitung notwendig erscheint. Diese elterliche Begleitung wird vom Kind als sichere Basis für seine Anpassungsleistungen benutzt und wird sich als erfolgreich herausstellen, wenn eine Pädagogin/Bezugsperson diese sichere Basis in Vertretung für die Eltern gewährleisten kann. Zum Ablauf der Eingewöhnungsphase findet ein Gespräch zwischen den Pädagogen/Bezugspersonen und den Eltern statt, in dem erste Vorgehensweisen geklärt werden können.

Als hilfreich hat sich herausgestellt, wenn Eltern, die ihr Kind in der Eingewöhnungsphase begleiten, kaum eingreifen, also ihr Kind weder zu irgendeiner Tätigkeit, Kontaktaufnahme etc. ermutigen, sondern das Kind entscheiden lassen, wann es sich sicher genug fühlt die kleine Trennung zu wagen. Sicherlich wird sich jedes Kind anfänglich immer und immer wieder zur sicheren Basis des Elternteils zurückbewegen. Förderlich ist auch, wenn diese Kontaktaufnahmen nicht abgeblockt, sondern erwidert wurden. Jedes Kind kann loslassen, wenn es genug der erwünschten Aufmerksamkeit und der damit zusammenhängenden Sicherheit erlangt hat. Während der Eingewöhnungsphase achten wir darauf, dass der Elternteil zwar dabei ist, seine Rolle aber klar definiert bleibt. Der Elternteil soll kein aktiver Teil des Gruppengeschehens sein. Eltern sollten deshalb in Ausgangsnähe auf einem Stuhl platziert werden. Das Kind hat somit die Möglichkeit sich phasenweise immer wieder zum sicheren Hafen zurückzubewegen, lernt dabei trotzdem sich in die Gruppe selbständig zu integrieren.