Grundsatz

Grundsatz 1

Die pädagogische Arbeit setzt an den sozialen und kulturellen Lebenssituationen der Kinder und ihren Familien an.
Die Pädagogen beziehen alles, was um die Kinder ihrer Einrichtung herum geschieht mit ein, gleichwohl ob familiärer oder gesellschaftlicher Natur und setzen sich darüber gemeinsam mit den Kindern auseinander. Hierbei kann es sich um Themen handeln, mit denen sich die Kinder bereits selbst beschäftigen, aber auch um Angelegenheiten, die für ihre gesellschaftliche Entwicklung von Wichtigkeit sind. Dabei steht das Kind mit seiner gesamten Lebenssituation und seinen Interessen im Mittelpunkt.

Grundsatz 2

Wir finden im konstanten Diskurs mit Kindern, Eltern und Kollegen heraus, was Schlüsselsituationen im Leben der Kinder sind.
Pädagogen finden gemeinsam mit Kindern und Eltern bedeutende Themen und Situationen, so genannte Schlüsselsituationen heraus. Diese sollen lebensweltorientiert und geeignet sein, die persönliche Entwicklung voranzutreiben und das eigene Leben kompetenter zu gestalten. Diese Arbeitsmethodik wird fest in den Kindergartenalltag integriert, womit den Kindern lebensnahes Lernen ermöglicht wird.

Grundsatz 3

Wir betreiben eine kontinuierliche Bedarfsanalyse um festzustellen, was Kinder bereits können und begreifen, und was sie darüber hinaus erfahren möchten, so werden Zugänge zu Wissen und Erfahrungen in realen Lebenssituationen geschaffen.
Durch Beobachtung wird erschlossen, wie weit ein jedes Kind in seiner geistigen, körperlichen und sozialen Entwicklung ist, um im täglichen Leben individuelle, angepasste Lernsituationen zu schaffen. Grundsätzlich sollen diese in ihrer Gestaltung abwechslungsreich und den Interessensgebieten der Kinder angepasst sein.

Grundsatz 4
Wir unterstützen Mädchen und Jungen in ihrer geschlechts-spezifischen Identitätsentwicklung, wenden uns jedoch gegen stereotype Rollenzuweisungen und deren Übernahmen. Mädchen und Jungen sollen nicht in starre Frauen– und Männerrollen gedrängt werden. Jedes Kind hat die Möglichkeit, seine geschlechtliche Identität frei zu entfalten.

Grundsatz 5

Kinder brauchen Unterstützung, um ihre Phantasie und schöpferischen Kräfte im Spiel zu entfalten und sich die Welt in der, ihrer Entwicklung gemäßen Weise anzueignen.

Wir stellen den Kindern verschiedene Möglichkeiten und Situationen zur Verfügung, durch die sie im Spiel und auf spielerische Weise die Welt erforschen können. Diese Zeit verwenden wir zur Beobachtung, um deren alltägliches Handeln sowie ihr Weltbild genauer begreifen zu können.

Grundsatz 6

Wir ermöglichen, dass jüngere und ältere Kinder im gemeinsamen Kontakt vielseitige Erfahrungen machen. Dadurch werden Kompetenzen im sozialen, emotionalen und kognitiven Bereich gefördert. Kinder unterschiedlichen Alters können sich in ihrer Entwicklung gegenseitig stützen.

Wir lassen Kontakte zwischen jüngeren und älteren Kindern zu und fördern diese. Kinder, unterschiedlichen Alters tauschen in gemeinsamer Interaktion Erfahrungen aus, machen Stärken und Schwächen sichtbar, stützen und helfen sich in ihrer Entwicklung. Da Kinder sich auch mit gleichaltrigen austauschen wollen, muss hierfür ebenso viel Raum geschaffen werden.

Grundsatz 7

Pädagogen unterstützen Kinder in ihrer Selbständigkeitsentwicklung, indem sie ihnen ermöglichen, das Leben in der Kindertageseinrichtung aktiv mit zu gestalten.
Pädagogen unterstützen Kinder in freier Entscheidungsfindung, selbständigem Handeln und aktiver Mitgestaltung des Alltags. Entscheidungen, die Kinder betreffen, werden, wenn möglich gemeinsam mit ihnen getroffen (z.B. Kinderkonferenzen), womit ihre Meinung anerkannt und ihre Selbstständigkeit gefördert wird. Handlungen, die ihnen zugemutet werden können, sollen sie selbstständig bewältigen.

Grundsatz 8

Regeln werden gemeinsam mit den Kindern festgelegt, damit im täglichen Zusammenleben eine bewusste Auseinandersetzung mit Werten und Normen gewährleistet ist.
Tägliches Zusammenleben in einer Gruppe erfordert Regeln. Diese können am besten eingehalten werden, wenn alle, die sich daran orientieren sollen, diese gemeinsam aufstellen, gemeinsam auf deren Einhaltung achten und diese bei Bedarf gemeinsam ändern. Kinder erfahren somit Rechte und Pflichten und damit zusammenhängende Freiräume und Grenzen.

Grundsatz 9

Die Arbeit in der Kindertageseinrichtung orientiert sich an den Anforderungen und Chancen einer Gesellschaft, die durch verschiedene Kulturen geprägt ist.
In Deutschland finden mehr und mehr unterschiedliche Kulturen zusammen und bilden eine Gesellschaft. Daraus ergibt sich für alle Mitglieder die Aufgabe, sich an die Anforderungen und Chancen dieser neuen Gesellschaft zu orientieren. Durch das Zusammenleben und Zusammenarbeiten verschiedenster Kulturen ergeben sich besondere Bildungschancen, die genutzt werden sollten. Aufgabe der Pädagogen ist deshalb, den Kontakt zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen zu unterstützen, ein tolerantes, zivilcouragiertes Klima zu schaffen und so das Aufkommen von Vorurteilen und Diskriminierung zu verhindern.

Grundsatz 10

Das Zinnoberhaus inkludiert Kinder mit Herausforderungen, Hochbegabte und Kinder mit unterschiedlichen Entwicklungsvoraussetzungen und Unterstützungsbedarfen und wendet sich gegen Ausgrenzung.

Kinder mit Herausforderungen und Hochbegabung haben die Möglichkeit, gemeinsam in einer Gemeinschaft zusammenzuleben und zu lernen.

Qualifiziertes Fachpersonal gewährleistet eine angemessene Förderung aller. Inklusion soll sich allerdings nicht nur auf gemeinsame Spiel- und Lernorte beschränken, vielmehr soll sich daraus ein gemeinschaftliches Betreuungsangebot entwickeln,  das Elemente von Frühförderung, Pädagogik und Therapie zu einem „curricularen Konzept“ mit neuer Qualität zusammenfügt um auf die individuellen Bedürfnisse aller Kinder einzugehen. 

Grundsatz 11

Räume und deren Gestaltung stimulieren das eigenaktive und kreative Tun der Kinder in einem anregungsreichen Milieu.
Die Gestaltung der Räume wird mit den Kindern gemeinsam überlegt und umgesetzt. So haben diese die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Interessen in die Bildungsbereiche mit ein zubringen. In den Räumen wird ein großes Angebot an Materialien zum forschen, experimentieren und kreativ sein bereitgestellt; zudem ausreichendes Bewegungsmaterial, um den Bedürfnissen nach körperlicher Bewegung gerecht zu werden. Die Pädagogen wägen ab, wie die Wünsche der Kinder realisiert werden können.

Grundsatz 12

Pädagogen sind Lehrende und Lernende zugleich.
Wir ergründen die Welt der Kinder, wodurch wir uns Erkenntnisse aneignen, um Kinder individuell und ihrem Entwicklungsniveau entsprechend zu fördern. Um Unterstützung zu erhalten kooperieren wir mit Experten in unterschiedlichen Bereichen. Pädagogen sind somit Mitlernende in den Lernprozessen der Kinder.

Grundsatz 13

Eltern und Pädagogen sind Partner in der Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder.
Pädagogische Fachkräfte und Eltern arbeiten zusammen und tauschen Informationen aus. Pädagogen machen ihre Arbeit transparent, nehmen Vorschläge, Anregungen und Kritik der Eltern an und ermutigen sie zur Mithilfe.

Grundsatz 14

Die Kindertageseinrichtung entwickelt enge Beziehungen zum sozial-räumlichen Umfeld.
Das Zinnoberhaus versteht sich als aktiver Teil der sozialen Infrastruktur des Gemeinwesens und sucht den Kontakt zu anderen pädagogischen und sozialen Einrichtungen, zu Vereinen, Orten und Personen des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens, und vernetzt sich mit ihnen. Das Zinnoberhaus ist ein Zentrum nachbarschaftlicher Kontakte und Begegnungen, wirkt in die örtliche Politik ein und beteiligt sich an Stadt- und Jugendhilfeplanungen im Gemeinwesen. Öffnung nach außen verstehen wir als Verpflichtung, das Gemeinwesen als Lernort zu nutzen und mit Kindern aktiv an der Gestaltung des Gemeinwesens mit zu wirken. Außerdem setzen wir uns für die Belange der Kinder in der Öffentlichkeit ein und nehmen regelmäßig an Sitzungen vom zuständigen Bezirksausschuss teil.

Grundsatz 15

Die pädagogische Arbeit beruht auf Situationsanalysen und folgt einer prozesshaften Planung. Sie wird fortlaufend dokumentiert.
Situationen, Kinder und ihr Umfeld betreffend dürfen in die Arbeit mit einfliesen. Damit zusammenhängende Themen, wie die Geburt eines Geschwisters oder ein Umzug können aufgegriffen werden. Die pädagogische Praxis baut unter anderem auf solchen Ereignissen auf. Die pädagogische Arbeit wird fortlaufend dokumentiert. Planung im Situationsansatz erfolgt in den vier Schritten Erkunden, Entscheiden, Handeln und Nachdenken.

Grundsatz 16

Das Zinnoberhaus ist eine lernende Organisation.
Kollegiale und solidarische Zusammenarbeit im Team, regelmäßige Selbstreflexion und Evaluation der eigenen pädagogischen Arbeit, sowie die darauf basierende, permanente Weiterentwicklung der Einrichtung, ausgerichtet auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien, prägen die Arbeit in der Einrichtung. Die Arbeitsorganisation passt sich den sozialen und pädagogischen Erfordernissen an und nicht umgekehrt! Veränderungen werden als Chance gesehen.